Danke

„Eine alte Frau saß mit ihrer Enkelin am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden. Die Frau sagte nach einer Weile des Schweigens: „Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“ „Und welcher der beiden gewinnt den Kamp um dein Herz?“, fragte das Mädchen. Bedächtig antwortete die Frau: „Der, den ich füttere.“

Dass zwei unterschiedliche Gefühle in uns ringen, kennen wir. Wenn ich unfreundlich angesprochen werde, antworte ich dann aggressiv, oder suche ich nach anderen Worten, die vielleicht versöhnlich sein können? Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, will ich dann  Gleiches mit Gleichem heimzahlen, oder halte ich inne und suche nach anderen Wegen aus diesem Kreislauf herauszukommen. Wenn ich genervt bin, weil ich die gleiche Frage nun zum 10-mal beantworten soll, explodiere ich dann mit scharfen Worten oder finde ich freundliche Worte meinen Ärger auszudrücken.

Dass zwei Wölfe in unserem Herzen miteinander kämpfen, kennen wir. Aber machen wir uns auch bewusst, dass wir eine Wahl haben?  Lasse ich sie ungefragt sprechen und handeln, oder überlege ich: Welchen Wolf füttere ich?

Letztes Wochenende haben wir Erntedank in unseren Kirchen gefeiert. An diesem Fest danken wir Gott für das Gute in unserem Leben, das wir miteinander teilen können. „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Psalm 103,2)

Mit diesem Dank können wir den liebevoll, sanften und mitfühlenden Wolf gut füttern.

Ich wünsche uns, dass wir dem liebevollen Wolf in uns und in der Begegnung mit anderen sehr oft begegnen, und ihm immer wieder eine Chance geben gut gefüttert zu werden.

Mit liebem Gruß

Pastorin Anke Cassens-Neumann