Den Dialog zwischen den Generationen fördern und das Leben der hochbetagten Menschen in besonderer Weise zu würdigen, ist das Ziel der Biografiewerkstatt. Einige der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen erzählen, warum sie sich für diese Arbeit engagieren.
Ich bin 1951 in Nordfriesland geboren und lebe seit 1975 in Hamburg. Die Schicksale anderer Menschen haben mich schon als Kind interessiert.
Nachdem meine drei Kinder erwachsen waren und ich meine Berufstätigkeit als MTA beendet hatte, entschied ich mich, in der Biografie-Werkstatt Farmsen-Berne mitzuarbeiten. Seit fast zehn Jahren bin ich jetzt dabei. Ich führe Interviews durch, arbeite in der Redaktion mit und nehme an Lesungen teil.
Das alles macht mir viel Freude und ich bin immer wieder fasziniert, mit wieviel Kraft, Hoffnung und Zuversicht unsere Interviewpartner*innen ihr Leben in die Hand genommen haben.
2014 endete mein Arbeitsleben und ich suchte nach einer neuen sinnvollen Aufgabe. Auf einer Veranstaltung der Friedenskirche in der Lienaustraße lernte ich die Biografiewerkstatt kennen und war gleich Feuer und Flamme. Anfang 2015 wurden wir umfangreich geschult und konnten dann mit unseren Interviewpartner*innen in Kontakt treten. Es begeistert mich, dass ich so viel aus unserer Geschichte erfahre. Wie war das Arbeitsleben in einem bekannten Hamburger Kaufhaus? Gab es auch während des Faschismus jugendliche Protestformen? Mit 14 Jahren Entlassung aus der Schule und ab dann Flucht und Vertreibung: Wie überlebt und schafft ein Mädchen das – ohne die Unterstützung der Eltern? Wie gestaltete sich das Leben in den letzten Kriegsmonaten und danach? Welche Auswirkungen hat das vaterlose Aufwachsen, welche Rolle spielten die Mütter in der Zeit?
Den Mut der jungen Menschen damals bewundere ich sehr. Sie wollten die Gesellschaft gestalten und prägen und haben sicher viel dazu beigetragen, dass die Demokratie in Deutschland sich entwickeln und stark werden konnte. Gewerkschaften, Parteien, Friedensbewegung – alles war nur möglich mit Menschen, die sich engagieren. Sich einsetzen und etwas bewegen, regional und überregional, um so auch die Regionalgeschichte in Hamburg-Berne weiter zu gestalten und zu bewahren.
Vielen Dank an alle für ihr Vertrauen und ihre Offenheit! Und es bleibt nicht beim Aufschreiben für das Buch. Die Geschichten werden weitergetragen. Zum einen durch unsere Bücher, aber vielfach auch durch unsere oft sehr gut besuchten Lesungen, die wir in Senioreneinrichtungen und bei allen Gruppen durchführen, die Interesse an unserer Arbeit haben.
Einen Aspekt möchte ich noch benennen: Ich arbeite auch deshalb gerne in der Biografiewerkstatt, weil ich dort viele interessante und interessierte Menschen kennen- und schätzen gelernt habe. Auch an sie meinen herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit.
Seit 2014 dabei: Als ich 2012 in Rente ging, hatte ich mir vorgenommen, etwas mit älteren Menschen zu machen – als Gegenpol zu meiner Tätigkeit als Lehrerin. Ich war neugierig, Schicksale kennenzulernen, Lebensentwicklungen hören zu dürfen, die, bedingt durch den Jahrgang, oft so unsagbar mühsam waren und häufig ein unbarmherziger Überlebenskampf. Die Biografiewerkstatt gibt mir die Möglichkeit, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit großer Lust und innerer Befriedigung darf ich mich mit den Schicksalen der älteren Menschen befassen, die mittendrin in der Zeitgeschichte waren. Voller Respekt und Hochachtung höre ich eine Antwort auf meine Frage: „Wie schafft man das?“