Verabschiedung der Tansania–Partnerschaft
Nach 25 Jahren beendete die Kirchengemeinde Farmsen-Berne ihre Partnerschaft mit dem Western District der Meru-Diözese mit einem Gottesdienst in der Erlöserkirche. Wir blicken zurück auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit für eine gute Ausbildung der jungen Menschen in Tansania: in der Berufsschule Mshikamano Vocational Training Centre erhielten etwa 3000 junge Mädchen einen Berufsabschluss und im Akeri Vocational Training Centre etwa 2500 junge Menschen. Wir freuen uns über diesen schönen Erfolg und sind sicher, dass unsere Partner ihre Aufgabe in Zukunft auch gut ohne unsere Hilfe bewältigen werden. Die Partnerschaft wurde aus Altersgründen der Mitglieder des Arbeitskreises Tanzania beendet, und weil die Kirchengemeinde ihre Kräfte für neue, notwendige Engagements sammeln wird.
Jürgen Wulf
Pastor Helmut Elliesen-Kliefoth sagte zu diesem Anlass
Liebe Freundinnen und Freunde!
Bei unserem ersten Besuch in Meru 1996 fragte ich Bischof Paulo Akyoo nach seinen Prioritäten und er antwortete: Wir haben 3 Prioritäten: education, education and education. Ausbildung für unsere vielen Jugendlichen.
Und so wurden 2 Wünsche an uns herangetragen: 1. Bau eines Western District Centers mit Räumen für Ausbildung in Akeri und 2. vom Frauenwerk der Diözese: Bau eines zentralen Berufsausbildungscenters für junge Frauen. Das war eine große Herausforderung - aber wir haben diese Projekte verwirklicht mit Hilfe von finanziellen Netzwerken. Für das Mshikamano (solidarische Gemeinschaft) Vocational Training Center der Meru-Frauen haben wir die Anschubfinanzierung und die Organisation der Gesamtfinanzierung übernommen. Ergebnis ist ein gut laufendes Zentrum mit vielfältigen Ausbildungen, die bis jetzt von rund 3.500 jungen Frauen wahrgenommen wurden. Und ich bin voller Hoffnung, dass nach dem Einbruch durch die Coronakrise die Erfolgsgeschichte von Mshikamano weitergehen wird.
Und nun zum Akeri-Zentrum unserer Partner im Western District: Nach dem Bau des Western District Centers wurde das Ausbildungsangebot alsbald baulich und inhaltlich erweitert zum Akeri Vocational Training Center. Und die Ausbildungskurse wurden ab 2000 jährlich von durchschnittlich 95 Jungen und Mädchen besucht. Ab 2010 kam hinzu eine rd. 6-wöchige Fortbildung für Absolventen der Primary School (6 Jahre) zur Vorbereitung auf die Secondary School. Diese Fortbildung wird jährlich von durchschnittlich 130 Jungen und Mädchen wahrgenommen. Vor einigen Jahren wurde die Idee, mit dem wachsenden Tourismus in Tansania Einnahmen für das AVTC zu erwirtschaften, mit dem Konzept für die kleine Tourcompany Meru Culture Tours realisiert. Und 2016 wurde die Große Boma, eine einfache, aber einmalige Touristenunterkunft fertig gestellt.
Was wurde bisher erreicht? Für alle Maßnahmen und für unsere Zuschüsse zum laufenden Betrieb des Akeri-Projekts wurden insgesamt 465.900 € aufgebracht. Unsere Gemeinde hat davon rd. 54% = 253.400 € finanziert. Bis 2019 haben rd. 2.900 Jungen und Mädchen eine Ausbildung oder Fortbildung erhalten. Das bedeutet auf unseren Gemeindeanteil bezogen: Wir haben im Durchschnitt 87 € pro Kopf in die Jugendlichen investiert. Das ist ein gutes Ergebnis. Aber jetzt muss ich auch berichten, dass sich das Akeri-Projekt in einer 3-fachen krisenhaften Situation befindet.
1. Der laufende Betrieb des AVTC wurde bisher finanziert durch die Schulgebühren und unseren jährlichen Zuschuss (5.000 €). In 2015 erhöhte das Schulkomitee die Schulgebühren ohne das es Verbesserungen für Unterricht und Unterbringung gab. Daraufhin verließ die Hälfte der 95 Jugendlichen das AVTC. Der Ruf des AVTC erlitt Schaden und die Zahl der Jugendlichen in den Ausbildungskursen nahm seitdem kontinuierlich ab. Und dann kam die Coronakrise; obwohl Schulbetrieb nun wieder möglich ist, liegt das AVTC noch brach.
2. Als 2016/17 die Große Boma fertig war, sah die Planung vor, dass alsbald die staatliche Lizenz für Meru Culture Tours erteilt würde und unsere Tourcompany sich im Tourismusmarkt bis 2020 so etablieren würde, dass ihre Einnahmen ab 2021 unseren Zuschuss zum AVTC ersetzen könnten. Damit würde das Ziel erreicht, dass das AVTC dann finanziell unabhängig sei. Aber: vor allem die komplizierte tansanische Bürokratie hat dazu geführt, dass die Lizenz erst im Frühjahr 2019 erteilt wurde. Somit gab es praktisch keine Chance, sich im Tourismusmarkt zu etablieren. Und dann kam die Coronakrise und der internationale Tourismus brach in Tansania zusammen.
3. Aufgrund des Klimawandels kam es in Meru zu einer außergewöhnlichen Situation: Von Oktober 2019 bis Juni 20 20 hat es geregnet -- Ende April gab es dann sintflutartige Regenfälle mit großen Schäden an Häusern, Straßen und Feldern. Und auch an der Großen Boma entstand erheblicher Schaden.
Welche Perspektive gibt es jetzt für das Akeri-Projekt ?
Für Reparatur und Verbesserung der Großen Boma konnten wir den benötigten Betrag zur Verfügung stellen (4.000 €). Als es mit dem AVTC "abwärts" ging, kam es 2016/17 im Western District zu großen Beratungen und es wurde beschlossen, ab 2018 eine große Spendenaktion für Verbesserung und Ausbau des AVTC in den Gemeinden durchzuführen. Das bedeutet: die spendenden Gemeindeglieder und die Gemeinden übernehmen nun finanzielle Verantwortung für ihr AVTC und seine Zukunft. Das ist ein guter, wichtiger Schritt nach vorne. Das große Spendenziel ist noch nicht erreicht. Aber die ersten Arbeiten zu Ausbau / Verbesserung haben jetzt begonnen. Denn es sind in 2,5 Jahren 160 Mill. Tsh gespendet worden: das sind rd. 65.000 € --- eine erstaunliche Summe angesichts der Einkommensverhältnisse in Meru. Da 10% der Spenden für Lehrergehälter bestimmt sind (6.500 € z. Zt.) kann nun zusammen mit dem Geld, das sich bis Jahresende hoffentlich kräftig auf unserem Tansaniakonto ansammelt, der Ausbildungsbetrieb des AVTC in den nächsten Jahren neu und behutsam aufgebaut werden. Und parallel dazu kann sich Meru Culture Tours in dem langsam wieder anspringenden Tourismusmarkt etablieren.
Ich sehe also durchaus gute Chancen für das Akeri-Projekt, sich aus der Krise heraus gut zu entwickeln. Das erfordert allerdings große Anstrengungen von unseren Meru-Freunden. Aber sie sind es aus ihrem alltäglichen Leben gewohnt, mit Krisen umzugehen und mit Fantasie und Kreativität Lösungen für ihre Probleme zu finden, die weiterführen. Und ich denke, die vielen Gemeindeglieder, die gespendet haben bzw. in Zukunft weiter spenden, werden genau darauf achten, dass das Projekt eine erfolgreiche Entwicklung nimmt. Und damit das Ziel erreicht wird, das Bischof Elias Kitoi Nasari formulierte, als ich ihn nach seinem Amtsantritt 2017 nach seiner Priorität fragte: "We must stand on our own feet" - wir müssen auf unseren eigenen Füßen stehen.
Ich schließe mit einer Gebetszeile (zusammengestellt) aus der Hymne Tansanias: "Mungo ibariki Africa, Africa na watoto wakee"- Gott segne Afrika, Afrika und seine Kinder.