Christa Wachner: Die Emma lag schon im Papierkorb Biografie Christa Wachner, geboren 1936 in Hamburg

Frau Wachner wurde 1981 nach 24 Ehejahren geschieden. Sie ist 45 Jahre alt.

Die Lebenswende – ein Neuanfang

Christa Wachner lebt nun zum ersten Mal allein in einer Wohnung. Dort überfällt sie immer wieder eine große Traurigkeit. Sie findet keine Antwort auf die wiederkehrende Frage: „Warum musste alles so kommen?“

Zwei Jahre nach der Trennung führt ein Zufall zu einem Neuanfang. Sie sitzt wieder einmal traurig auf einer Parkbank in Planten und Blomen, blickt in den Papierkorb neben sich und entdeckt dort die Frauenzeitschrift Emma. Eine Anzeige darin alarmiert sie: „Hanne, 29 Jahre, sucht Frauen für gemeinsame Unternehmungen.“ „Dass ich da angerufen habe, war die beste Entscheidung meines Lebens,“ sagt Frau Wachner nachdrücklich. Acht Frauen, die alle berufstätig sind, gründen eine Frauengruppe; sie treffen sich abwechselnd in ihren Wohnungen, abends und auch am Wochenende, und gehen gemeinsam aus. Für Christa tut sich eine neue Welt auf: Theater, Kino, essen gehen, im Philosophenturm den Vortrag einer Feministin hören. „Das alles kannte ich nicht; es hat mich wahnsinnig interessiert und von dem Elend, das mich immer wieder in der Wohnung überfiel, weggetragen.“

Urlaubsreisen waren ihr bisher unbekannt. Einige Male besucht sie nun eine Freundin auf der Insel Pellworm. Eine besondere Erinnerung hat Christa Wachner an einen Aufenthalt im Bayerischen Wald; in einem Frauenhotel wird sie liebevoll aufgenommen und hat mit zehn anderen Frauen intensive Gespräche. „Ich habe erstaunliche Lebensgeschichten gehört und mich gefragt: 'Und wie ist es in deinem Leben gewesen?'“

Ihr zehnjähriges Bestehen feiert die Frauengruppe in einem Urlaub auf La Gomera – auch das war für Christa Wachner eine bereichernde Erfahrung. Noch heute trifft sie sich mit einigen Frauen aus der Gruppe.

1983 bewirbt sie sich auf eine halbe Stelle als Stationshilfe in einem kleinen Krankenhaus in Eppendorf. Nach vier Jahren bekommt Frau Wachner ein erfreuliches Angebot. Sie wird zur Schwesternhelferin ausgebildet und auf einer vollen Stelle beschäftigt. Das bedeutete die Anerkennung ihrer Fähigkeiten, verbunden mit einem „Aufstieg“ von einer ungelernten Kraft, die sie immer war, zu einer angelernten Mitarbeiterin. Und dazu kam ein Lohn, mit dem sie gut auskommen konnte.

Nach der Einweisung ist sie überall einsetzbar. Viele Jahre arbeitet sie im OP. Dort hat sie auch mit 63 Jahren ihren letzten Arbeitstag und wird mit einem großen Lob von ihren Kolleginnen verabschiedet.