Frau Kröger ist in Siebenbürgen aufgewachsen – einem Gebiet in Rumänien, in dem Menschen deutscher Herkunft sehr traditionell lebten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Rumänien kommunistisch und Maria Kröger hat sich diesem System angepasst.
Mit 14 Jahren wurde sie in die nächste Stadt geschickt, um dort Geld zu verdienen. Sie arbeitete als Haushaltshilfe bei einem rumänischen Rechtsanwalt.
Ihr großes Glück war, dass sie sich Bücher aus der Bibliothek ausleihen durfte. „Ich habe bis in die Nacht hinein gelesen, oft bis drei Uhr morgens.“ Sie wurde zu einer leidenschaftlichen Leserin, besonders die russischen Autoren wie Tolstoi und Dostojewski hatten es ihr angetan. Sie las aber auch kommunistische Literatur und Presseerzeugnisse.
Nach acht Monaten suchte sie sich eigenständig Arbeit in einer Glasfabrik.
Sie hat es ohne Unterstützung durch ihre Familie geschafft, sich in der Stadt als junges deutsches Mädchen in einer rumänischen Umgebung ein eigenes Leben aufzubauen. Wo fand sie eine Unterkunft? Sie hatte sich mit drei deutschen Mädchen aus der Fabrik verbündet und mit ihnen zusammengewohnt. „Manchmal zur Untermiete, auch mal in Scheunen. Als deutsche Mädchen waren wir schon abhängig und erpressbar.“ Da sie Schichtarbeit leisteten, kam es insbesondere nachts zu Übergriffen. Maria betont: „Ich habe mir nichts gefallen lassen.“
Seit ihrer Zeit in der Glasfabrik war Maria Mitglied in der Kommunistischen Jugend, eher aus Pflicht als freiwillig. Sie erfüllte eine wichtige Voraussetzung, um als Deutsche in die Partei aufgenommen zu werden. Die Tatsache, dass ihr Vater nicht in der Deutschen Armee gewesen war, sondern für Rumänien gekämpft hatte, verschaffte ihr eine „gesunde soziale Komponente“. Das war der Start für ihre Parteikarriere. Sie wurde Sekretärin bei der Kommunistischen Jugend und entwickelte sich zu einer überzeugten Kommunistin. Nach sieben Jahren wurde sie auf der Parteischule für weitere Aufgaben geschult.
Danach arbeitete sie als gut bezahlte Aktivistin im Auftrag der Partei. Sie fuhr über Stadt und Land, um die Kommunistische Jugend zur Gründung von Kollektiven aufzufordern. Von der Jugend wurde erwartet, dass sie sich für den „Aufbau des Kommunismus in der Landwirtschaft“ zusammenschloss. Maria musste die Beiträge für die Partei von den Jugendlichen, die kaum über Geld verfügten, einsammeln. Manches Mal hat sie das Geld aus der eigenen Tasche genommen.
„Es war ein schweres Leben. Ich war als junge Frau allein per Anhalterin unterwegs, musste oft lange Strecken laufen und mir abends einen Schlafplatz suchen.“ Hin und wieder konnte sie im örtlichen Parteibüro übernachten.
Sie war verpflichtet, einmal im Monat in der Parteizentrale über ihre Arbeit zu berichten. Ein wesentlicher Bestandteil war die „Selbstkritik“ - sie musste beichten, was ihr alles in der Zwischenzeit nicht gelungen war. Das fand sie jedes Mal wieder schrecklich.
Nach zwei Jahren wollte Maria diese Tätigkeit aufgeben, was ihr aber nicht erlaubt war. „Ich war nicht verheiratet, da musste ich für die Partei sterben, wenn es nötig war“. Nur eine Heirat konnte sie von dieser Pflicht befreien.