Gottes Kräuter Wunderkraft Gott und die Welt

Irgendwann in meiner Jugendzeit habe ich diesen Spruch in einem Kräuterbuch gelesen: „Krankheit heilt und Linderung schafft, geheimer Kräuter Wunderkraft.“ Seit der Lektüre dieses Buches samt dieser Sentenz begeistert mich die Botanik, und wo auch immer ich unterwegs bin, ziehe ich meine Pflanzenbestimmungs-App auf dem Smartphone zur Rate. Dass Gott uns mit den Wildpflanzen gleichsam eine ganze Apotheke geschenkt hat, dürfte außer Frage stehen. Man muss nur eben die Pflanzen und deren „Wunderkraft“ kennen.

Ein „Kräuterkundiger“ bin ich längst nicht. Aber die gängigen Heilkräuter, ihre Wirkung in der Heilkunde und die Rezepturen kenne ich schon – das legendäre Buch von Maria Treben (1907-1919) mit dem Titel „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ steht griffbereit im Bücherregal. Als Reporter des „Hamburger Abendblatts“ lernte ich vor einiger Zeit eine Kräuterkundige kennen. Sie bietet Führungen durch das Niendorfer Gehege an und zeigt den Teilnehmern essbare Kräuter in Wald, Feld und Flur. Wie das Große Springkraut und das (eingewanderte) Indische Springkraut, deren winzige, bräunliche Samen in diesen Augusttagen bei der leichtesten Berührung herausspringen. Bis zu drei Meter weit.

Der Lateinische Namen des Großen Springkrauts heißt Impatiens noli-tangere (nicht berühren) und basiert auf der im Neuen Testament (Joh 20) überlieferten Begegnung Maria Magdalenas mit dem Auferstanden Jesus, der zu ihr sprach: „Rühre mich nicht an. Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater.“ So hielt eine Geschichte aus der Bibel also Einzug in die botanische Nomenklatur. Vor ein paar Wochen lernte ich die Leiterin des Vereins „Freibeuter“ kennen. Vereinszweck ist es, Kindern in den Grundschulen essbare Wildkräuter bei kleinen Exkursionen zu zeigen und zu sammeln. Danach werden sie zubereitet. Da wird Kräuterquark gerührt, Brennnessel-Smoothie gemixt, Gundermann und Giersch zu Wildkräuter-Salat zubereitet. Lecker!

Ich finde es großartig, dass es noch heute Menschen gibt, die das überlieferte Wissen von Generationen vor uns an junge Leute weitergeben. Nicht nur die Wildkräuter als Schöpfung Gottes müssen bewahrt werden, sondern auch das alte Wissen über sie.

Ihr Dr. Edgar S. Hasse

Prädikant und Abendblatt-Redakteur
Ev.-luth. Kirchengemeinde Alt-Rahlstedt
Edgar.hasse@funkemedien.de