Danke, Jürgen Moltmann! Gott und die Welt

Ein Prophet der Hoffnung, das ist er über Jahrzehnte gewesen. Nun ist er gestorben, im biblischen Alter von 98 Jahren. Theologie der Hoffnung heißt sein berühmtes Erstlingswerk, das 1964 erschien. Damit brachte er das Licht der Hoffnung zum Leuchten. Er hat die protestantische Theologie in Deutschland geprägt und in großer ökumenischer Weite ausgelegt. Er hat weltweite Resonanz und großen Respekt erfahren. Er verstand sich als politischer Theologe, denn die Hoffnung ist politisch. Er engagierte sich in den Debatten des Ökumenischen Weltrates der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Zeitlebens staunte er darüber, wie er den Weg zum Glauben fand, denn das war ihm nicht in die Wiege gelegt.

Er stammte aus Volksdorf, war Flak-Helfer, als die Bomben 1943 auf Hamburg fielen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gelangte er in Gefangenschaft und ist sehr verzweifelt. In einem Lager in Schottland verrichtete unter Aufsicht Arbeiten auch bei Familien. Moltmann schreibt in seiner Autobiographie: „Die schottischen Vormänner und die Familien waren die Ersten, die uns, den früheren Feinden, mit einer Gastfreundschaft entgegenkamen, die uns tief beschämte. Wir hörten keine Vorwürfe, uns wurde keine Schuld zugewiesen, wir erfuhren eine einfache und herzliche Menschlichkeit. Sie machte es uns möglich, mit den Lasten des eigenen Volkes zu leben, ohne sie zu verdrängen.“

Im Gefangenenlager liest er in einer Bibel. Die Klagepsalmen und der Schrei des sterbenden Christus am Kreuz berühren ihn tief: “Da ist einer, der dich ganz versteht, der in deinen Gottesschrei einstimmt und die gleiche Verlassenheit gefühlt hat, in der du jetzt bist. … Ich fasste wieder Lebensmut und es ergriff mich langsam, aber sicher eine große Hoffnung auf die Auferstehung in Gottes „weiten Raum, in dem keine Bedrängnis mehr ist“.

Danke, Jürgen Moltmann, Prophet der Hoffnung!

Ihr Pastor Karsten Fehrs

Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde
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